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Trident XP4 Specs & Roadmap

27. November 2002 / von Leonidas / Seite 1 von 1


Im heutigen, klar von ATi und nVidia dominierten Grafikchip-Markt haben es die anderen Hersteller (derzeit eigentlich nur Matrox, PowerVR, S3/VIA und SiS) schwer, mit ihren eigenen Produkten Fuß zu fassen bzw. nicht den wenigen gegenüber ATi und nVidia noch vorhandenen Boden zu verlieren. Demzufolge stieß die Ankündigung der zuletzt eher im mobilen Geschäft tätigen Traditions-Grafikkartenschmiede Trident vom April diesen Jahres, wieder eine eigene Grafikchip-Serie auf den Markt zu bringen, bei uns auf offene Ohren, noch dazu wo die seinerzeitig präsentierten Daten des XP4-Chips sich durchaus vielversprechend anhörten.

Trident XP4 Logo

Seitdem ist nun einiges passiert: Nachdem es zwischenzeitlich so aussah, als wolle Trident den XP4-Chip nur im mobilen Sektor bringen, stand ab August des Jahres fest, daß Trident den Chip auch auf den Desktop-Markt bringen will - und zwar in drei unterschiedlichen Versionen: T1, T2 und T3. Die technischen Daten des XP4 wurden auch um diesen Zeitraum herum präzisiert, so daß sich zu diesen nun folgendes Bild ergibt:

    Trident XP4
  • 30 Millionen Transistoren in einem 0.13 micron Prozeß von UMC
  • nur ca. 4 Watt maximale Verlustleistung - damit jederzeit passiv kühlbar
  • 4 Rendering-Pipelines mit je 2 Textureneinheiten
  • 8 Texturen per pass (Rendering-Durchgang)
  • Texturen-Größe bis 4096x4096
  • Tile based immediate Renderer: Die Grundeinheit des Chips bleibt das Dreieck, allerdings wird Kachelweise in den Speicher geschrieben und das Bild auch in Kacheln und nicht in Linien abgearbeitet, was Speicherbandbreite spart.
  • Als Besonderheit "sharen" die Rendering-Pipelines diverse Pipeline-Teile untereinander. Deswegen kommt man auch nur auf 30 Millionen Transistoren, gleichzeitig sind damit aber natürlich nicht die Leistungswerte einer gleich schnell getakteten normalen Architektur erreichbar.
  • zwei DirectX 8.1 kompatible Vertex Shader (genaue Version derzeit unbekannt)
  • DirectX 8.1 kompatibler Pixel Shader (genaue Version derzeit unbekannt)
  • Displacement Mapping Support (derzeit unbekannt, ob per Hardware oder per gewöhnlicher DirectX 8/9 Vertex Shader Emulation)
  • bi- und trilinearer sowie anisotroper Filter (maximales Level zu letzterem derzeit unbekannt)
  • Supersampling und Multisampling Anti-Aliasing (derzeit keine weiteren Angaben hierzu bekannt)
  • AGP 2.0 Spezifikation mit maximal AGPx4 Support
  • Version T1: 250/250 MHz Takt, 64 Bit DDR-Speicherinterface, 64 MB Speicher, Kartenpreis ca. 69 $
  • Version T2: 250/250 MHz Takt, 128 Bit DDR-Speicherinterface, 64 MB Speicher, , Kartenpreis ca. 79 $
  • Version T3: 300 MHz Chiptakt, 250-300 MHz Speichertakt (neueste Information) 128 Bit DDR-Speicherinterface, 128 bis 256 MB Speicher, Kartenpreis ca. 99 $

Vieles am Trident XP4 ist noch unbekannt, unsere diesbezüglichen Fragen wollte bei Trident derzeit leider noch niemand beantworten. Auch ist vollkommen unklar, wie sich die zwei großen Besonderheiten der "Tile based immediate" und des "shared Pipelining" Konzepte in der Praxis schlagen werden bzw. was ersteres an Performance-Zugewinnen bringt und was letzteres an Performance kostet. Durch das Fehlen einer HSR-Technologie oder eines aufgeteilten Speichercontrollers zur Schonung der Speicherbandbreite sind allerdings die Werte von gleichgetakteten DirectX8-Beschleunigern eher nicht zu erreichen.

Jedoch scheint dies auch nicht das Ziel von Trident zu sein. Sieht man sich die angepeilten und aufgrund des kleinen und günstig herzustellenden Chips auch sicherlich erreichbaren Kartenpreise an, so wird der Trident XP4 vor allem im Mainstream-Markt seinen Einsatz finden. Hier lautet die Konkurrenz derzeit GeForce4 MX440 und MX460, GeForce4 Ti4200 sowie Radeon 8500/9000. Gegenüber den GeForce4 MX Grafikkarten stellt der XP4 dabei ein hervorragendes Angebot dar, da zum ungefähr gleichen Preis und vermutlich derselben Leistungsregion auch noch DirectX8-Fähigkeiten angeboten werden.

Auch die Leistungswerte von Radeon 8500 und 9000 sollten für die größte Ausführung T3 halbwegs erreichbar sein. Wie dies allerdings gegen eine GeForce4 Ti4200 aussieht, welche in jenem Marktsegment bezüglich der Leistung momentan das Maß aller Dinge darstellt, ist derzeit nicht sicher zu beantworten. Gemäß eines Vorabtests von AnandTech mit einem Beta-Sample der T2-Version konnte jene die GeForce4 Ti4200 in allerdings nur einem einzigen Benchmark (Unreal Tournament 2003) bei weitem nicht erreichen.

Trident hingegen ist sich sicher, mit der T3-Version ca. 80 Prozent der 3DMark2003-Leistung einer GeForce4 Ti4600 zu erreichen und mit der T2-Version gleich das Doppelte der 3DMark2003-Leistung einer Radeon 9000 Pro (die 2003er Version von 3DMark scheint kein Schreibfehler zu sein, da die 3DMark2001-Leistung des XP4 von ca. 7000 Punkten auf keinen Fall das Doppelte einer Radeon 9000 Pro darstellt). Jene Performance-Prognosen und -Vorabtests werden dann natürlich mit finalen Boards nachzuprüfen sein. Aus heutiger Sicht läßt sich nur sagen, daß die Leistungsaussagen seitens Trident als durchaus im Rahmen der Möglichkeiten erscheinen, allerdings am oberen Ende jener Möglichkeiten.

Wann wir diese finalen Boards sehen werden, ist allerdings immer noch etwas vakant, da der ursprüngliche Oktober-Termin für einen Markteintritt inzwischen längst überschritten ist. Im Prinzip sollte es in den nächsten Wochen so weit sein, daß Trident erste finale Boards präsentieren kann. Jene werden dann von den Grafikkartenherstellern Chaintech, HIS, Inno3D und Jetway ausgeliefert, wobei Chaintech und HIS (über deren deutschen Partner ENMIC) in unseren Breitengraden am meisten bekannt sein dürften. Ob jene Palette von nur vier Boardherstellern aber für einen durchschlagenden Erfolg ausreichen mag, wird sich zeigen müssen.


Abschließend bleibt noch der Blick in die Zukunft in Form einer Trident-Roadmap. Ironischerweise liegen zu diesem Thema die meisten gesicherten Informationen vor - und nach diesen schaut es folgendermaßen aus (alle 3DMark2001-Werte sind 1024x768 @ 32 Bit):

    Trident XP4e
  • AGPx8 und mit TV-Out, ansonsten gleich zu XP4
  • Engineering Samples im Januar 2003
  • Massenfertigung im Mai 2003
  • angepeilter 3DMark2001-Wert von 7000 Punkten (wie XP4)
    Trident XP8
  • in 0.13 oder 0.10 micron
  • AGPx8 und PCI Express
  • DirectX 9.x
  • 350 MHz Chiptakt
  • 500 MHz DDR-RAM Speichertakt
  • Engineering Samples im Juli 2003
  • Massenfertigung im Oktober 2003
  • angepeilter 3DMark2001-Wert von 14000 Punkten

Ganz weit am Horizont steht dann der Trident XP10 Grafikchip, welcher ungefähr für das zweite Quartal 2004 geplant ist, von welchem derzeit aber noch keinerlei technische Daten vorliegen.


Nachtrag vom 5. Dezember 2002

Wieder einmal etwas zum Trident XP4 gibt es bei ExtremeTech - und zwar Benchmarks eines Beta XP4-Boards. Allerdings fallen diese regelrecht katastrophal aus - danach liegt die T2-Variante des XP4 bei ca. einem Drittel der Frameraten einer Radeon 9000 Pro. Dies wäre jedoch derart niedrig, daß es sich hierbei auch um einen Fehler in den Messungen handeln könnte oder aber daß das XP4-Sample einfach "buggy" war (ist alles schon vorgekommen). Im Vorab-Test von AnandTech im August wurden zwar auch keine wirklich überzeugenden Resultate erzielt, jedoch wurde die XP4-Performance seinerzeit als in "Reichweite der Radeon 9000 Pro" gemessen - und dies immerhin unter Unreal Tournament 2003 als doch recht forderndem Benchmark.

Zumindestens läßt sich sagen, daß die Werte von AnandTech und von ExtremeTech auf keinen Fall zusammenpassen, bei einer der beiden Messungen muß definitiv ein Fehler vorliegen. Im übrigen berichten ExtremeTech von wieder einmal gesenkten Takt-Spezifikationen beim XP4: Die T2-Variante soll nun mit 230/230 MHz anstatt mit 250/250 MHz antreten, die größtmögliche T3-Variante mit 250/250 MHz anstatt 300/250-300 MHz. Die Werte der T3-Variante sind damit im Laufe der letzten Monate ziemlich stark nach unten korrigiert worden, von 300/350 MHz auf nunmehr nur noch 250/250 MHz. Interessanter als solche Negativ-Meldungen wäre da mal die Präsentation einer XP4-Serienkarte eines der Trident-Partner Chaintech, HIS, Inno3D oder Jetway ;-).

Nachtrag vom 3. Februar 2003

Mal wieder ein (schwaches) Lebenszeichen gibt es vom Trident XP4 DirectX8-Grafikchip in Form eines Artikels mit Benchmarks bei Sudhian Media. Der XP4 war im April 2002 von Trident angekündigt worden und sollte nach längerer Zeit der Stille dann zum Endes des Jahres hin releast werden, wie auch unserem damaligen XP4-Ausblick zu entnehmen. Allerdings hat sich diesbezüglich bisher absolut nichts getan, Trident hat seit Monaten nichts von sich hören lassen und liegt mittlerweile im eigenen Zeitplan, welcher sogar einmal 25 Reviews des XP4-Chips für den November/Dezember 2002 vorsah, um Monate zurück.

Die bei Sudhian Media zum Einsatz kommende Testkarte gibt hier aber eventuell einen Ansatz zur Lösung der Frage, weshalb sich der XP4 so weit verzögert: Das Testboard taktet nur mit 150/150 MHz, der Chip sollte allerdings ursprünglich einmal mit 300/300 MHz antreten. Sicherlich ist ein Beta-Board nicht der beste Hinweis auf Produktionsprobleme, auch kamen in früheren Tests von AnandTech und ExtremeTech XP4-Boards mit mehr als 200 MHz Taktfrequenz zum Einsatz (speziell ausgesuchte Samples?), aber eine andere plausible Erklärung für einen derart niedrigen Takt gibt es eigentlich nicht.

Die Benchmarks auf 150/150 MHz dürften nun normalerweise nicht besonders aussagekräftig sein, dennoch lässt sich erkennen, daß der Chip selbst bei doppeltem Takt und damit angenommener doppelter Leistung (was natürlich in der Praxis kaum so ideal verläuft) nicht in der Lage wäre, eine GeForce4 MX440 zu schlagen. Hier offenbart sich nun das größte Problem für Trident: Im Herbst letzten Jahres hätte man sich wenigstens noch preislich unterhalb die GeForce4 MX440 legen können, als man die T2-Version des XP4 für 79 $ (230/230 MHz, 64 MB) und die T3-Version für 99 $ (250/250 MHz, 128 MB) andachte. Nun sind die GeForce4 MX Karten aber längst selber in diesen Regionen angelangt, womit der XP4 weder einen Preis- noch einen Leistungsvorteil vorweisen kann.

Einzig allein der Status als DirectX8-Chip würde den XP4 von der GeForce4 MX abheben. Dies ist aber wahrscheinlich zu wenig, um gegen diese zu punkten, ganz zu schweigen von den DirectX8-Chips Radeon 8500/9000/9100, welche selber teilweise schon für unter 100 Euro zu haben sind. Damit wird es immer wahrscheinlicher, daß Trident den XP4 und wohl auch dessen für das Frühjahr geplante AGPx8-Abwandlung XP4e bezüglich des Desktop-Marktes aufgeben wird und rein die mobile Version des Chips vorantreiben bzw. sich für den Desktop-Markt um die Nachfolge-Chips XP8 und XP10 kümmern wird. Der XP4 ist leider das geworden, was der Titel des Sudhian-Artikels schon andeutet: "Death on arrival".






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