Mit dem Marktstart von Intels 3er Chipsatz-Familie [2] sind nun seit kurzem erste Mainboard-Chipsätze von Intel mit dem Support von DDR3-Speicher im Handel zu finden, die anderen Chipsatz-Hersteller werden hier wohl über kurz oder lang nachziehen. Zudem sind inzwischen auch erste DDR3-Speicher erhältlich, wenngleich weitestgehend noch zu astronomischen Preisen – aber immerhin. Zudem geht man (durchaus zu Recht) davon aus, dass DDR3-Speicher im Laufe der nächsten Monate noch erheblich im Preis sinken wird, perspektivisch sollte DDR3-Speicher irgendwann nicht mehr als DDR2-Speicher kosten.
Gerade weil diese Preisentwicklung vorausschaubar ist, wird DDR3-Speicher vom Großteil der Presse noch recht wohlwollend behandelt – vom Marketingtrommelwirbel seitens der Hersteller ganz zu schweigen. Und zumindest wenn sich allein nur den Speicher ansieht, spricht nichts dagegen, diesen nicht als prinzipiellen Fortschritt anzuerkennen. Leider werden hierbei oftmals die technischen Grundlagen missachtet, auf welchen DDR3-Speicher derzeit operieren muß und welche diesen Speicher maßgeblich limitiert.
Dieser Punkt war zwar auch schon des öfteren ein Thema unserer News, soll jedoch hiermit nochmals eindeutig und umfassend behandelt werden. Dabei geht es nicht darum, DDR3-Speicher prinzipiell zu "bashen", sondern vielmehr aufzuzeigen, warum dieser Speichertyp derzeit mit Limitationen zu kämpfen hat, wann diese Limitationen aufgehoben werden und was sich daraus für Konsequenzen für den interessierten Käufer ergeben.
Anmerkungen: Alle im Artikel genannten Bandbreitenangaben wurden nach der 1024er Regel errechnet, als Maßeinheit hierfür wurde allerdings das alt-herkömmliche Gigabyte/Sekunde benutzt, nicht das neuere, in der Industrie jedoch nach wie vor unübliche Gibibyte [3]/Sekunde. Die Ausnahme hiervon stellt die Kommentierung des Blockschaltbildes von Intels P35-Chipsatz dar, da Intel in diesem die für Speichergrößen unkorrekte 1000er Zählung ansetzt (um schlicht auf höhere Zahlen zu kommen).
Vorher wollen wir allerdings noch kurz klären, was DDR3-Speicher technisch überhaupt darstellt. Interessanterweise kann man hierbei die Erklärung über den Unterschied von DDR1 zu DDR2 [4] fast 1:1 kopieren, denn DDR3 stellt nichts anderes als eine konsequente Fortsetzung des mit DDR2 eingeschlagenen Weges dar:
Um das nochmals klarer zu machen: Zwischen einem (theoretischen) DDR1/800-, einem DDR2/800- und eine DDR3/800-Speicherriegel herrscht dieselbe Taktfrequenz zum Speichercontroller, nämlich 400 MHz DDR. Auch die I/O-Einheiten der Speicherchips takten jeweils mit 400 MHz, die reinen Speicherzellen der Speicherchips takten dann jedoch verschieden: Bei DDR1 in einem 1:1-Verhältnis, also 400 MHz, bei DDR2 in einem 1:2-Verhältnis, also 200 MHz und bei DDR3 in einem 1:4-Verhältnis, also nur noch 100 MHz. Das ist faktisch der ganze Trick an DDR2 & DDR3: Absenkung des Taktes der Speicherzellen.
Damit erreicht man wie gesagt Vorteile bei der Produktion und vor allem auch einen niedrigeren Stromverbrauch, was dann wiederum zur Steigerung der maximal möglichen Taktfrequenz verhilft. Faktisch hat sich seit DDR1 die Taktfrequenz der reinen Speicherzellen (von JEDEC-spezifizierten Speichern) nicht verändert: Bei DDR1 ging es offiziell bis auf DDR400 hinauf, was 200 MHz Takt in den Speicherzellen ergab. Bei DDR2 geht es offiziell bis auf DDR2/800 hinauf – wiederum 200 MHz Takt in den Speicherzellen. Und DDR3 wurde inzwischen bis DDR3/1600 spezifiziert – auch wieder nur 200 MHz Takt in den Speicherzellen ;).
Damit muss allen Darstellungen, mittels DDR3 würde irgendwas "erhöht" werden, eine klare Abfuhr erteilt werden: Vorzugsweise schreibt man an dieser Stelle die Marketingunterlagen ab und behauptet dann, bei DDR3 würde der "Prefetch auf 8 erhöht" sein – was technisch richtig, aber inhaltlich falsch ist. Bei DDR3 ging man – wie schon bei DDR2 – den umgekehrten Weg und machte den Speicher einfacher, nicht technisch höherwertiger. Damit konnte man schlicht besser die angepeilten höheren Taktfrequenzen erreichen – was ja bei DDR2 auch eingetreten ist und sich bei DDR3 wiederholen wird.
DDR1 | DDR2 | DDR3 | |
---|---|---|---|
offizielle Taktfrequenzen | 100 – 200 MHz (DDR200 – DDR400) | 200 – 400 MHz (DDR2/400 – DDR2/800) | 400 – 800 MHz (DDR3/800 – DDR3/1600) |
Taktfrequenzen Overclocker-Module | bis zu 350 MHz (DDR700) | (derzeit) bis zu 625 MHz (DDR2/1250) | noch unbekannt |
Takt-Verhältnis I/O-Einheiten zu Speicherzellen | 1:1 | 1:2 | 1:4 |
Takt der Speicherzellen | 200 MHz bei DDR400 | 200 MHz bei DDR2/800 | 200 MHz bei DDR3/1600 |
nominelle Speicherspannung | 2.5V ± 0.2V | 1.8V ± 0.1V | 1.5V ± 0.075V |
Bandbreite einiger Speichersorten (DualChannel) | 6 GB/sec bei DDR400 | 8 GB/sec bei DDR2/533 10 GB/sec bei DDR2/667 12 GB/sec bei DDR2/800 16 GB/sec bei DDR2/1066 |
12 GB/sec bei DDR3/800 16 GB/sec bei DDR3/1066 20 GB/sec bei DDR3/1333 24 GB/sec bei DDR3/1600 |
Diese faktische Vereinfachung von DDR2 und DDR3 gegenüber DDR1 hat nun allerdings nichts damit zu tun, dass DDR3 nicht schlagkräftig wäre, denn: DDR3-Speicher ist – rein prinzipiell – sehr schlagkräftig. Die Technik selber ist gut, denn sie ist in der Lage, deutlich mehr Bandbreite als bei DDR2 zur Verfügung zu stellen, da DDR3 sich einfach für deutlich höhere Taktraten eignet als DDR2. Und auf diesen höheren Taktfrequenzen dürften dann auch die Latenzzeiten wieder genauso niedrig wie bei DDR2-Speicher sein.
Das (derzeitige) Problem von DDR3-Speicher liegt allerdings nicht in der Technik begründet, sondern in der Umgebung, unter welcher DDR3-Speicher derzeit zum Einsatz kommt. Aktuell ist DDR3-Speicher nur für Intel-Prozessoren verwendbar, da der integrierte Speichercontoller der aktuellen AMD-Prozessoren diese Speicherart nicht versteht und dafür ein Update der Prozessoren selber notwendig ist (welches im zweiten Halbjahr 2008 [5] ansteht). Bei den aktuellen Intel-Prozessoren wird der Speicher allerdings nicht direkt an die CPU angebunden, sondern "nur" indirekt über den Mainboard-Chipsatz. Dieser kommuniziert über seinen Speichercontroller mit dem verbauten Speicher – und dann über den Front Side Bus mit der CPU selber.
Und hier liegt dann die ganze Crux: Der Speichercontoller im Mainboard-Chipsatz kann noch so technisch hochwertig und der verbaute Speicher noch so hoch getaktet sein – was davon bei der CPU ankommt, bestimmt die Klasse des Front Side Bus und nicht der Speichercontroller oder der Speicher selber. Prinzipiell kann man sich Front Side Bus (zwischen CPU und Mainboard-Chipsatz) und Speicherbus (zwischen Mainboard-Chipsatz und Speicher) als zwei Glieder einer Kette vorstellen: Und in dieser Kette limitiert natürlich immer das schwächste Glied.
Gerade nun aber mit den hohen Bandbreiten von schnell getaktetem DDR3-Speicher wird der Front Side Bus der aktuellen Intel-Prozessoren immer mehr zu diesem schwächsten Glied in der Kette. Und dies in einem so hohen Maße, dass die hohen Taktfrequenzen von DDR3-Speichern gar nicht mehr ausgenutzt werden können, dies trifft sogar auf schnell getakteten DDR2-Speicher zu. Faktisch ist zuletzt einfach die Entwicklung der Taktfrequenzen bei DDR2- und DDR3-Speicher viel schneller vonstatten gegangen als die Entwicklung der Taktfrequenzen von Intels FSB – womit letzterer inzwischen einwandfrei limitiert.
Um das an einem Beispiel zu klassifizieren: Intels aktuelle FSB1333-Prozessoren können über ihren Front Side Bus maximal 10 GB/sec an Daten empfangen, mehr ist technisch gar nicht möglich. Um dafür speicherseitig die passenden Bandbreite zur Verfügung zu stellen, reicht an den DualChannel-Speicherinterfaces der heutigen Mainboard-Chipsätze einfaches DDR2/667 aus – dieses erreicht auch eine Bandbreite von 10 GB/sec. Natürlich kann man auch auf der Speicherseite etwas mehr Bandbreite zur Verfügung stellen, da durch Latenzen im Speichercontroller des Mainboard-Chipsatzes und andere kleine Effekte hierbei immer noch ein paar Prozente Performance herauszuholen sind – sagen wir also DDR2/800.
Danach ist allerdings definitiv Feierabend, jeder höher getakteter Speicher, der keine besseren Latenzzeiten vorzuweisen hat, wird in diesem Beispiel absolut gar nichts an weiterer Performance herausholen können. Wie sollte das auch gehen – auf der Speicherseite kann noch so viel Bandbreite zur Verfügung stehen, so lange der Front Side Bus das nicht aufnehmen kann, verpufft das alles nutzlos. Genau das ist die richtige Bezeichnung: Hohe Speichertaktungen verpuffen derzeit bei Intel-Prozessoren weitestgehend nutzlos. Der Front Side Bus des Prozessors kann die Datenflut gar nicht aufnehmen, was es demzufolge auch zwecklos macht, die Datenflut durch noch besseren Speicher weiterhin zu erhöhen.
Somit lässt sich ganz einfach für jede FSB-Taktung auch eine Speichertaktung finden, welche zu dieser FSB-Taktung die theoretisch optimal benötigte Bandbreite liefert. Wie gesagt kann man gern auch noch die jeweils nächstgrößere Speichertaktung benutzen, da diese dann auch noch einmal ein paar Restpunkte an Performance bringt. Damit ergibt sich folgendes Bild für die einzelnen Intel-Prozessoren:
FSB-Taktung | optimale Speichertaktung (DualChannel) | nächsthöhere Speichertaktung (DualChannel) |
---|---|---|
FSB533 | DDR266 | DDR333 |
FSB800 | DDR400 oder DDR2/400 | DDR433/466 oder DDR2/533 |
FSB1066 | DDR533 oder DDR2/533 | DDR566/600 oder DDR2/667 |
FSB1333 | DDR2/667 | DDR2/800 oder DDR3/800 |
FSB1600 | DDR2/800 oder DDR3/800 | DDR2/1066 oder DDR3/1066 |
Wie man sehr gut sehen kann, gibt es selbst bei einem derzeit noch gar nicht verfügbaren FSB1600 keinerlei Notwendigkeit, DDR3-Speicher einzusetzen, da die für diesen Front Side Bus nötigen Speichertaktung schlicht auch unter DDR2 schon zur Verfügung stehen. Intel müsste den Front Side Bus der eigenen Prozessoren auf FSB2666 hochreißen, damit solcherart Prozessoren einen von DDR2-Speicher nicht mehr leistbaren Speichertakt benötigen würden (nämlich DDR3/1333).
Allerdings wird Intel in der aktuellen Core-Prozessorenarchitekur den Front Side Bus nicht auf über FSB1600 anheben. Es ist somit schon jetzt abzusehen, dass DDR3-Speicher für die aktuelle Intel-Architektur immer nutzlos sein wird. Man beachte bitte hier den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen "nutzlos" und "sinnlos": DDR3-Speicher ist nicht sinnlos, weil er seine Aufgabe genauso gut erfüllen wird wie niedriger getakteter DDR2-Speicher. Er ist nur nicht nutzvoll, weil das durch die hohen Taktfrequenzen von DDR3-Speicher im Raum stehende Versprechen von mehr Leistung hier nicht erfüllt werden kann und wird – was wie gesagt nicht am Speicher, sondern an den Intel-Prozessoren selber liegt.
Nutzvoll ist DDR3-Speicher erst dann, wenn entweder der Front Side Bus der Prozessoren entsprechend hoch genug ist, was wie gesagt momentan nicht in Intels Plänen steht – oder aber wenn der Speicher von einem in der CPU integrierten Speicherinterface direkt angesprochen wird und damit der limitierende Umweg über einen Front Side Bus ausgeschlossen ist. Dann kann DDR3-Speicher umgehend seine höhere Bandbreiten ausspielen, das vorgesagte zu den Limitierungen von DDR3 gilt dann ebenso umgehend nicht mehr.
Allerdings wird es in die CPU integrierte Speicherinterfaces, welche DDR3-Speicher ansprechen können, nicht vor dem nächsten Jahr geben. Seitens AMD sind im zweiten Halbjahr hierzu die Sockel-AM3-Prozessoren geplant, welche DDR2 und DDR3 ansprechen werden können. Bei Intel wird man hierbei hingegen auf die nächste Prozessorenarchitektur namens "Nehalem" [7] warten müssen, welche wohl zum Jahreswechsel 2008/09 ansteht. Bis zu diesem Zeitpunkt ist DDR3-Speicher komplett nutzbefreit – man gewinnt nichts, sondern gibt schlicht nur mehr Geld aus. Um das nochmals klarzustellen, wann was von DDR3 zu erwarten ist:
Nutzbarkeit von DDR3-Speicher bei verschiedenen Prozessor-Architekturen | ||
---|---|---|
AMD | Intel | |
aktuelle Prozessoren-Architektur | DDR3 kann nicht angesprochen werden, da das integrierte Speicherinterfaces der aktuellen Prozessoren dieses nicht unterstützt | DDR3 kann mittels der richtigen Mainboard-Chipsätze angesprochen werden, allerdings ergibt sich keinerlei Leistungsgewinn, da der Front Side Bus der aktuellen Prozessoren deutlich limitiert; für die aktuellen Intel-Prozessoren sind DDR2-Speicher vollkommen ausreichend |
kommende Prozessoren-Architektur | mittels der im zweiten Halbjahr 2008 anstehenden K10-basierenden Sockel-AM3-Prozessoren mit DDR3-Speicherinterface kann DDR3 vollumfänglich und mit den entsprechenden Leistungssteigerung angesprochen werden | mittels der zum Jahreswechsel 2008/09 anstehenden Nehalem-basierenden Prozessoren mit DDR3-Speicherinterface kann DDR3 vollumfänglich und mit den entsprechenden Leistungssteigerung angesprochen werden |
sinnvoll ab Sockel-AM3-Prozessoren im zweiten Halbjahr 2008 | sinnvoll ab Nehalem-basierenden Prozessoren zum Jahreswechsel 2008/09 |
Wie gut zu sehen, wird es noch mindestens ein Jahr dauern, ehe DDR3 interessant wird. Diesen Zeitraum dürfte DDR3-Speicher allerdings sowieso benötigen, um von den derzeit viel zu hohen Preisen herunterzukommen. Gerade da die entsprechenden AMD-Prozessoren sowohl DDR3 als auch DDR2 ansteuern werden können, wird sich DDR3-Speicher zumindestens bei AMD-Prozessoren auch einem Preis/Leistungs-Kampf mit DDR2-Speichern stellen müssen. Die Preise für DDR3 müssen dann also "allgemeinverträglich" sein, sonst bleibt der Bandbreitenvorteil von DDR3 nur auf dem Papier bestehen und es wird weiterhin DDR2-Speicher verbaut.
Sehr entschieden wollen wir zudem an dieser Stelle allen Darstellungen entgegentreten, wonach DDR3 jetzt möglicherweise noch keinen Vorteil bringen mag, dieses sich mit der Zeit aber ändern wird. Diese Darstellung, selbst wenn sie pro forma richtig sein mag, suggeriert allerdings auch, daß jetzt gekaufter DDR3-Speicher irgendwann einmal seine Vorteile ausspielen können wird – genauso wie eine jetzt gekaufte Direct3D10-Grafikkarte mit dem vermehrten Auftreten entsprechender Spiele ihre Vorteile wird anbringen können.
Genau dieses Gleichnis trifft auf DDR3-Speicher allerdings nicht zu: Jetzt gekaufter DDR3-Speicher wird immer keinen Leistungsvorteil gegenüber DDR2-Speicher erbringen, daran wird auch die Zeit nichts ändern. Der Grund für den nicht vorhandenen Leistungsvorteil liegt ja nicht darin, daß der DDR3-Speicher schlecht wäre, sondern daß der Speicher durch die aktuellen Prozessoren limitiert wird. Erst die neuen Plattformen in Form der kommenden DDR3-unterstützenden Prozessoren werden dies grundsätzlich ändern. Die durchaus vorhandene Regel, daß sich einige neue Hardware erst entwickeln muß und dann im Laufe der Zeit ihre wahre Stärke zeigt, trifft auf DDR3-Speicher eben nicht zu: DDR3 wird mit den aktuellen CPU-Architekturen auch in Zukunft nicht schneller werden.
Wie überall gibt es natürlich Ausnahmen – Fälle also, wo DDR3-Speicher auch jetzt schon sinnvoll eingesetzt werden kann. Diese beziehen sich derzeit natürlich ausschließlich auf Intels Prozessoren, da AMDs aktuelle Prozessoren durch ihr integriertes Speicherinterface bekanntermaßen an DDR2-Speicher gebunden sind.
Als erstes wären hier die Overclocker zu erwähnen, wobei dies eher in Richtung von Extreme-Overclocking geht als denn um Übertaktung "für den Hausgebrauch". Denn wenn man bei extremem Overclocking-Versuchen den Front Side Bus der Prozessoren maßlos in die Höhe treibt, kann man eventuell in Regionen kommen, wo der Speichertakt von DDR2-Speicher nicht mehr ausreicht, um den Prozessor optimal mit Speicherbandbreite zu versorgen.
Allerdings läßt sich das ganze gleich wieder hart einschränken: Mit gutem Overclocker-Speicher sind auch mit DDR2 schon Speichertaktraten von bis zu 625 MHz (DDR2/1250) erhältlich – und auch diese dürften sich ja auch noch ein wenig übertakten lassen. Doch selbst von DDR2/1250 ausgehend wäre immerhin ein Front Side Bus von 625 MHz QDR (FSB2500) realisierbar – dies sind Regionen, wo sich nur noch eine Handvoll von Spitzen-Overclockern bewegen dürften. Im Normalfall lassen sich Intels derzeitige Prozessoren sowieso nicht so weit treiben, für den normalen Übertakter hat dieser Punkt also keinerlei Relevanz.
Zudem läßt sich generell beim Thema Overclocking dazusagen, daß man natürlich auch mit niedrigeren Speichertaktraten auf hohe FSB-Taktraten kommen kann. Viele gute Mainboards bieten heutzutage die Option, den Speicher auch asynchron niedriger zum Front Side Bus zu takten. Dies verschenkt zwar ein paar geringfüge Prozentpunkte an Performance, doch damit kann der Speicher dann zweifellos nicht mehr den Overclocking-Spaß behindern. In der Summe kann somit gelten: Bis auf wirklich seltene Ausnahmen ist (natürlich entsprechend hochklassiger) DDR2-Speicher kein Hindernis beim Übertakten.
Der zweite Punkt geht in Richtung integrierte Grafik. Hier liegt der einzige andere Abnehmer der im Mainboard-Chipsatz seitens des Speichers anliegenden Bandbreite, im Normalfall teilt sich die integrierte Grafik die zur Verfügung Bandbreite dann dynamisch mit der CPU. Wenn hierbei mehr an speicherseitiger Bandbreite zur Verfügung steht, wird die CPU natürlich nicht unbedingt mehr wollen, sondern das komplette "Plus" kommt dann allein der integrierten Grafik zugute.
Damit können sich im Idealfall erhebliche Leistungsgewinne erzielen lassen. Stattet beispielsweise ein OEM-Hersteller ein System mit FSB1066-CPU nur mit DDR2/533-Speichern aus, so gelangt davon sehr grob gerechnet nur 4 GB/sec bei der integrierten Grafiklösung an. Bestückt man das ansonsten gleiche System mit einer FSB800-CPU und dafür DDR3/1600 (absolutes Idealbeispiel), könnte die integrierte Grafiklösung gleich satte 21 GB/sec an Bandbreite abbekommen.
Allerdings hat diese Idee einen grundsätzlichen Haken: Bei integrierter Grafik zählt die Performance nun einmal nur stark sekundär. Kein OEM-Hersteller wird also auf die aus Performance-Sicht sicherlich richtige Idee kommen, ein OEM-System mit besonders schnell getaktetem DDR3-Speicher auszustatten. Gerade bei solchen Systemen geht es primär um den Systempreis, insofern wird sich der OEM-Hersteller hüten, das System an einem Punkt teurer zu machen, den man marketingtechnisch schlecht ausnutzen kann (daß die Grafik "superschnell" ist, kann man auch mit dem schlechtstmöglichen Speicher einfach so behaupten).
Schließlich wäre ein Leistungsgewinn für die integrierte Grafik auch schon jetzt mit schnell getaktetem DDR2-Speicher möglich: Ein System mit FSB1066-CPU und DDR2/800-Speicher könnte ganz grob gerechnet auf 8 GB/sec für die integrierte Grafik kommen, was für deren Leistungsfähigkeit schon allerhand und wohl sogar komplett ausreichend wäre. Allerdings gibt es faktisch keine solchen OEM-PCs, wo dieserart mitgedacht wurde – wie gesagt, bei integrierter Grafik zählt deren Performance einfach nicht. Daß sich hier theoretisch mit DDR3-Speicher ein wohl sogar erheblicher Leistungsgewinn erzielen läßt, spielt für die Praxis keine Rolle, denn in dieser baut niemand solcherart Systeme.
Drittens könnte die hohe mittels DDR3-Speicher erzielbare Bandbreite für Mainboard-Chipsätze mit SingleChannel-Speicherinterface interessant sein. Alle obigen Rechnungen gehen natürlich von Mainboard-Chipsätzen mit DualChannel-Speicherinterfaces aus. Bei einem SingleChannel-Speicherinterface sieht die Welt natürlich gleich wieder ganz anders aus, dann benötigt ein FSB1066-Prozessor gleich DDR2/1066 oder DDR3/1066, um optimal bedient zu werden – bei einem FSB1333-Prozessor wäre dann DDR3/1333 passend. Hier könnte sich auch unter der aktuellen Prozessoren-Architektur von Intel ein Anwendungsgebiet ergeben, wo wirklich nur noch DDR3-Speicher einsetzbar ist.
Allerdings gibt es derzeit Mainboard-Chipsätze mit SingleChannel-Speicherinterface nur noch als Auslaufware im LowCost-Bereich. Neue Mainboard-Chipsätze dieser Bauklasse wird es wohl von keinem der Chipsatz-Hersteller mehr geben – sie sind heutzutage einfach nicht mehr vermarktbar. Insofern ist das ganze eine eher nur theoretische Option, welche in unserer heutigen Welt, wo ein technisches Downgrade kaum noch an den Käufer zu bringen ist, egal ob es technisch sinnvoll oder nicht, keine Relevanz mehr erlangen wird.
Beim vierten Punkt geht es um Notebooks und deren Akkulaufzeit, welche man mittels DDR3-Speicher erhöhen kann. Da DDR3-Speicher mit weniger Spannung betrieben wird, verbraucht dieser naturgemäß weniger Strom – auf dem gleichen Takt sollen es 25 Prozent weniger gegenüber DDR2 sein. Für Notebooks hört sich dies prinziell interessant an, auch wenn der Speicher gewöhnlich nicht zu den großen Verbrauchern im Schlepptop gehört – aber die Hersteller nehmen diesbezüglich im gewöhnlichen erst einmal alles mit, was mitzunehmen ist und hoffen dann darauf, das Kleinvieh auch Mist macht.
Insofern spricht hierbei technisch nicht viel dagegen, DDR3 im Notebook für eine längere Akkulaufzeit einzusetzen. Wenn, ja wenn Intel hierbei mitziehen und entsprechende Mainboard-Chipsätze anbieten würde. Allerdings wird es erst Mitte 2008 entsprechendes von Intel geben. Warum Intel dies erst so spät ansetzt, ist uns vollkommen unklar – womöglich sind hierbei gar andere Chipsatz-Hersteller fixer. Bis aber entsprechende Mainboard-Chipsätze vorliegen, bleibt die durchaus gute Idee von DDR3 im Notebook reine Theorie.
Anzumerken wäre hierzu noch, daß die Notebook-Hersteller natürlich die DDR3-Speicher im Notebook entsprechend der verwendeten CPU eventuell untertakten müssen. Denn wenn eine FSB1066-CPU verbaut ist und man diese optimalerweise mit DDR2/533 paart, dann würde DDR3/800-Speicher zwar besser klingen, jedoch nicht mehr Leistung bringen und vor allem die Akkulaufzeit noch steigern und nicht senken (bei wie gesagt 25 Prozent Unterschied auf gleichem Takt). Im konkreten Beispiel müsste der DDR3-Speicher auf DDR3/533 untertaktet werden, um den Vorteil bei der Akkulaufzeit zu erhalten – bleibt zu hoffen, daß die Notebook-Hersteller so clever sind, dies zu beachten.
Und letztlich wäre an dieser Stelle noch der Punkt der Speicherlatenzen zu erwähnen, welche schließlich mit höheren Taktfrequenzen immer weiter absinken und damit eine höhere Performance ergeben, selbst wenn die höhere Bandbreite nicht ausgenutzt werden kann. Allerdings wird an dieser Stelle immer wieder gern vergessen, daß DDR3-Speicher ja von Anfang an erst einmal mit etwas höheren Latenzen einsteigt und ein Hauptteil des höheren möglichen Taktes dafür verwendet werden wird, dieses wieder auszugleichen.
Während also im DDR2-Bereich derzeit auch noch ohne hohe Preisaufschläge für ausgewachsene Overclocker-Module DDR2-Speichermodule mit Latenzzeiten von 10ns problemlos erhältlich sind (DDR2/667 mit CAS3, DDR2/800 mit CAS4), starten die ersten DDR3-Speicher mit etwas höheren Latenzzeiten: DDR3/800 mit CAS6 (15ns) und DDR3/1066 auf CAS7 (13,1ns). Sicherlich bringen dann im DDR3-internen Vergleich höhere Taktungen wieder geringere Latenzzeiten hervor – allein, damit wird man allerhöchstens das mit DDR2 vorgegebene niedrige Niveau erneut erreichen, jedoch voraussichtlich nicht unterbieten können.
DDR1 | DDR2 | DDR3 | |
---|---|---|---|
beste offizielle Latenz (Latenzzeit) | CAS2 (10ns) bei DDR400 | CAS4 (10ns) bei DDR2/800 | CAS8 (10ns) bei DDR3/1600 |
beste Latenz (Latenzzeit) bei Overclocker-Modulen | CAS1.5 (7,5ns) bei DDR400 | CAS3 (7,5ns) bei DDR2/800 | noch unbekannt |
Wie ziemlich gut zu sehen, hat sich bei der reinen Latenzzeit im Laufe der Entwicklung eigentlich nichts getan – auf ihren Endausbaustufen liegt die Latenzzeit bei allen Speichersorten dann doch wieder gleich. Wesentliche Sprünge hin zu niedrigeren Latenzzeiten sind sowieso nicht zu erwarten, da dies dann langsam an technische Limits innerhalb der Speicherchips selber stößt. Mit den immer besser werdenen Latenzen im DDR3-Bereich wird dieser Speicher somit nur den Rückstand zu DDR2 aufholen, jedoch voraussichtlich hierbei nichts besser machen als bei DDR2.
Und selbst wenn: Für merkbare Performancegewinne müssten die Latenzzeiten geradezu erheblich sinken, da der Einfluß der Speichertimings im gewöhnlichen nur für wenige Prozentpunkt an Performance steht. Genau das ist dann aufgrund der schon vorerwähnten technischen Limits wieder sehr unwahrscheinlich, Latenzzeiten unterhalb von 7,5ns (erreicht bei DDR400 mit CAS1.5 und DDR2/800 mit CAS3) sind also auch mit DDR3 nicht zu erwarten.
In der Summe ergeben auch diese Ausnahmen kein wirklich befriedigendes Bild, weil es zumeist bei der reinen Theorie bleibt. Derzeit ist DDR3-Speicher weder allgemein noch in Nischen irgendwie interessant, sondern rein rausgeworfenes Geld, da einem nicht vorhandenen Leistungsvorteil ein erheblicher Mehrpreis gegenübersteht. Selbst in der Zukunft wird jetzt gekaufter DDR3-Speicher wie vorstehend begründet nicht zu Leistungsvorteilen führen, denn erst mit dem Wechsel der Plattformen bzw. Prozessoren ergibt sich überhaupt der Sinn von DDR3. Und bis genau zu diesem Zeitpunkt kann man mit der Anschaffung von DDR3-Speichern bzw. entsprechenden Mainboards (gilt auch für Kombi-Boards) in aller Ruhe abwarten.
Und abschließend nochmals: Dieser Artikel soll DDR3-Speicher nicht schlechtmachen. Die Technik von DDR3 ist gut, die Speicherhersteller haben sich hier absolut nichts vorzuwerfen. Aber DDR3 muß nun einmal mit den vorhandenen Plattformen im CPU/Mainboard-Markt leben und wird derzeit durch die Limitationen der FSB-gebundenen Intel-Prozessoren ausgebremst. DDR3-Speicher mag somit von der Theorie her eine bessere Leistung haben, kann diese aber derzeit schlicht nicht ausspielen und sollte daher aus Käufersicht uninteressant sein.
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] http://www.3dcenter.org/news/2007-05-21
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Bin%C3%A4rpr%C3%A4fix
[4] http://www.3dcenter.org/artikel/ddr2-speicher-aus-intel-und-amd-sicht
[5] http://www.3dcenter.org/news/2007-06-25
[6] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=369556
[7] http://www.3dcenter.org/news/2007-06-15