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Versteckte "Optimierungen"

25. Mai 2004 / von aths / Seite 1 von 3


   Einleitung

In unserer kürzlichen Kolumne zum Thema Optimierungen wurde erwähnt, dass ATI einen Mechanismus nutzt, der gewisse "Optimierungen" vor Testprogrammen "schützt". Konkret geht es darum, dass beim Aktivieren von MIP-Map-Colors immer voll trilinear gefiltert wird, während ohne dieser Maßnahme der größte Teil vom Bild nur den bilinearen Filter bekommt. In realen Spielen wird so nur noch ein schmales Band wirklich trilinear gefiltert. Betroffen sind offenbar Radeon 9600 /Pro/XT und die X800-Serie. ATIs Kampagne, die Filterqualität der Konkurrenz zu bashen (teilweise zurecht) und sich selbst als positives Beispiel hervorzuheben (gänzlich zu unrecht) hinterlässt somit einen schalen Nachgeschmack.

Doch sind wir ehrlich: Der Autor hatte eine Radeon 9600 und freute sich erst einmal über deren erstaunliche Grundleistung. Dass trilineares AF im Vergleich zur bilinearen Version einen geringeren Leistungseinbruch zufolge hatte als erwartet, wurde zur Kenntnis genommen - aber nicht überprüft. Dass mit seiner GeForce 5900XT die Einstellung von 1x auf 8x-AF so wenig Leistung zieht, wurde ebenfalls freudig zur Kenntnis genommen. Leider wurde versäumt, dem sofort nachzugehen; was hiermit nachgeholt wird. Bei Nvidia fanden wir kürzlich eine "Optimierung", die mit aktivierten MIP-Map-Colors nicht mehr zu sehen ist. Das soll heute Schritt für Schritt vorgestellt werden.


   8x eingestellt, 2x bekommen

Unsere Screenshots stammen von Max Payne 1.05, den dafür benutzten Spielstand gibt es für eigene Tests zum Download. Unsere Bilder wurden mittels Gammakorrektur von 2,2 aufgehellt. Die Originalauflösung der Screenshots beträgt 1280x960, unsere Vorschaubilder sind auf 640x480 verkleinert. Die großen Screenshots sind auf Mausklick in einem Extra-Fenster mit 98% JPEG-Qualität zu bekommen (etwa 500 kb pro Bild), während die Vorschau in Rücksichtnahme auf unsere Modem-User nur 80% JPEG-Qualität bietet (ca. 44 kb pro Bild). Alle Shots sind mit einer Creative Labs 3D-Blaster 5 (GeForceFX 5900XT) mit dem offiziellen ForceWare Treiber 56.72, installiert unter Windows XP SP1 Home OEM aufgenommen. Der Treiber wurde auf 4x Antialiasing und 8x anisotropes Filtern gestellt. Man erhält dabei dieses Bild (Klick öffnet großes Bild):


angebliche 8x anisotrope Filterung beim 56.72

Das ist natürlich kein 8x AF. Verwunderlich, wo doch Demirugs D3D AF-Tester 1.3a auf allen Stages 8x AF zeigt, auch wenn AF per Treiber aktiviert wurde! Mittels dem 3D-Analyze 2.34 von Tommti-Systems nutzten wir "Methode 2" für MIP-Maps-Colors. Interessantes Ergebnis: (MouseOver-Effekt per Javascript, Klick öffnet Alternativ-Variante ohne Javascript):



Mit MIP-Map-Colors sind die Texturen plötzlich schärfer: Der volle AF-Grad wird appliziert.


Mit aktivierten MIP-Colors erhält man 8x AF auf allen Textur-Stages. Zum Beweis, dass es sich jetzt um 8x AF handelt, haben wir einen Vergleichs-Screenshot mit erzwungenem 8x AF bereit gestellt. Da der Treiber bei 8x AF auf diesen Texturen leider nur 2x AF appliziert, mussten wir wieder das Tool 3D-Analyze bemühen, welches eine Option "force anisotropic filtering" bietet. Damit das wirklich funktioniert, muss man im Treiber die AF-Konfiguration auf "Application controlled" setzen, ansonsten wird die "Optimierung" trotzdem aktiv.

Wird im Treiber 8x AF erzwungen, bekommen nicht alle Texturen 8x. Obwohl wir die "Quality"-Option wählten, müssten wir ohne 3rd-Party-Tools in Max Payne "dank" der ungefragten Optimierungen mit den Texturen leben, die wir im ersten Screenshot sahen. Das ist 2004 völlig unzeitgemäß, erst recht für eine Karte der GeForceFX 5900 Reihe, die wahrlich genug Power hat.

Diese "Optimierung" wird nun aber deaktiviert, wenn man diese einfach einmal mit Color-MIP-Maps nachprüft. Und wir wollen hier keine Ausreden hören: ATI versuchte ja auch, in einem Statement die Lieferung voller Qualität nur bei eingefärbten MIPs als Folge vom ach so tollen Optimierungs-Algorithmus zu verkaufen. Dabei spielt man eigentlich immer mit "normal" erzeugten MIPs, und bekommt von beiden Herstellern ungefragt "Optimierungen" aufs Auge gedrückt, die man gar nicht haben will. Denn im Treiber entschieden wir uns für "Quality", nicht für "Performance" oder "High Performance".

Für Spiele wie Max Payne haben moderne Grafikkarten mehr als genug Performance. Was Demirugs Testprogramm angeht, könnte es sein, dass dieses Tool vom Treiber erkannt wird. Jegliche Stage-Optimierung ist da nämlich abgeschaltet, auch wenn man ohne colored MIPs arbeitet. Vielleicht wird aber auch Max Payne erkannt und mit einer speziellen "Optimierung" versehen. Vielleicht kann der Treiber auch schätzen, ob er ein Spiel oder ein Testprogramm vor sich hat.






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