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ATi Radeon X800 Pro (R420) Review

4. Mai 2004 / von Leonidas / Seite 1 von 31


   Einleitung

Nur wenige Tage nach dem Launch des nVidia NextGen-Grafikchips NV40 tritt nun heute dessen großer Rivale in Form des ATi R420 an, und zwar vorerst in der Gestalt der Radeon X800 Pro und Radeon X800XT Platinum Edition Grafikkarten. Wir wollen uns in diesem Artikel speziell mit der Performance und der Bildqualität der Radeon X800 Pro im Vergleich zur GeForce 6800 Ultra beschäftigen, die grundsätzliche R420-Technik wurde unsererseits schon in einem extra Artikel erklärt.

Prinzipiell schickt ATi mit dem R420 einen in der Breite deutlich aufgebohrten, von der Grund-Architektur aber nahezu identischen Chip ins Rennen - und stellt damit zumindestens von der Technologie her ein deutliches Kontrastprogramm zum NV40-Chip von nVidia auf. Denn der R420-Chip ist aufgrund seiner direkten Abstammung von den R3x0-Chips weiterhin nur zu Vertex und Pixel Shadern 2.0 in der Lage, während der NV40 diesbezüglich schon die höhere Version 3.0 beherrscht und damit technologisch gesehen weitaus moderner ist.

Daß ATi genau diesen Weg beschreiten würde, hatten wir schon im Februar gemeldet, auch wenn dies uns seinerzeit nicht jeder sofort glauben wollte. Inzwischen hat sich jedoch die Diskussion, ob Shader 2.0 oder 3.0, deutlich beruhigt, weil immer mehr Fakten zu den beiden Shadermodellen auf dem Tisch liegen. Generell läßt sich sagen, daß nahezu jeder Effekt, welcher mit Shader 3.0 dargestellt werden kann, auch mit den Shadern 2.0 möglich ist, womit diesbezüglich der R420 gegenüber der NV40 nicht benachteiligt ist.

Der Vorteil der Shader 3.0 liegt eher auf der Seite der Spieleentwickler, welche mit dem Shadermodell 3.0 einige zusätzliche interessante Möglichkeiten mehr haben als mit dem Shadermodell 2.0, sowohl was aufwendigere Shader als auch leistungsfähigere angeht. Zusätzlich gibt das Shadermodell 3.0 den Treiberprogrammierern einige hochinteressante Möglichkeiten, ältere Spiele bis hinunter zu DirectX7 zusätzlich zu beschleunigen, was das nVidia-Treiberteam in der Zukunft auch sicherlich ausnutzen wird.

Dies sind allerdings beiderseits nicht so deutlich offensichtliche Vorteile, daß man sie als zwingend ansehen kann. Was sich wohl auch ATi dachte und beim R420-Chip bei den bewährten Shadern 2.0 blieb. Sicherlich hätte man bei ATi auch gern die Shader 3.0 eingebaut, doch dies ist auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit, denn eine Shader-Pipeline nach 3.0er Standard verbraucht ca. 1/3 mehr Transistoren als eine nach 2.0er Standard. Während nVidia sich also an dieser Frage für die Shader 3.0 entschied, blieb ATi eben bei den Shadern 2.0 - was unsererseits nur so entgegengenommen werden kann.

Ob sich damit einstmals Nachteile für den Käufer ergeben werden, bleibt abzuwarten, ist aber aus derzeitiger Sicht stark zu bezweifeln. Es könnte sich wie gesagt allenfalls ergeben, daß nVidia die Möglichkeiten der Shader 3.0 zur Beschleunigung älterer Spiele nachhaltig nutzt und damit mit zukünftigen Treibern entsprechend an Performance bei der NV40 zulegen kann. Für die Spieleentwickler wird natürlich der NV40 aufgrund seiner technologischen Fähigkeiten das Lieblingsspielzeug werden, doch für den Endkunden dürften die Shader 2.0 bei ATi´s R420-Chip keinen nachhaltigen Nachteil ergeben.

ATi blieb wie gesagt beim R420-Chip bei den Shadern 2.0, die Bezeichnung "NextGen" erwirbt sich dieser Chip jedoch durch seine aufgebohrte Architektur: Wo die R3x0-Chips 8 Pixel-Pipelines hatten, werkeln nun deren 16, zudem wird der R420 nun in 130nm gefertigt anstatt in 150nm wie seine R3x0-Ahnen. Mit dem Wechsel auf die kleine Fertigungstechnologie kann ATi den Chiptakt sogar noch steigern, trotz von 107 auf 160 Millionen gestiegener Transistorenanzahl. Somit kann der R420-Chip nun gegenüber dem NV40 einen handfesten Vorteil beim Chiptakt in die Waagschale werfen. Beim Speicher ist man sich dagegen einig mit nVidia und bleibt ebenfalls unterhalb von 600 MHz.

Dies trifft allerdings nur auf die Radeon X800XT Platinum Edition zu, welche die Topkarte aus der X800-Reihe darstellt und mit einer Taktung von 520/560 MHz antritt. Der Name der Radeon X800XT ist damit im übrigen eine äußerst kurzfristige Entscheidung seitens ATi. Letzte Woche noch hieß diese Karte schlicht "Radeon X800XT" und taktete auch um 5 MHz Chiptakt weniger - aber dies ist natürlich nur eine marginale Änderung. Die zweite heute vorgestellte Karte, die Radeon X800 Pro taktet nur mit 475/450 MHz und weist auch nur 12 aktive Pixel-Pipelines auf. Im genauen gestalten sich die Unterschiede der heute vorgestellten ATi-Grafikkarten gegenüber der GeForce 6800 Ultra folgendermaßen:


  Radeon X800 Pro Radeon X800XT Platinum Edition GeForce 6800 Ultra
Codename ATi R420 nVidia NV40
Herstellung 160 Mill. Tr. in 130nm 222 Mill. Tr. in 130nm
Technologie-Klasse DirectX9 Shader 2.0 DirectX9 Shader 3.0
Grund-Architektur 12x1 16x1 16x1 (bzw. 32x0)
Chiptakt 475 MHz 520 MHz 400 MHz
Speichertakt 450 MHz 560 MHz 550 MHz
Speicheranbindung 256 Bit 256 Bit 256 Bit
Speicherausstattung 256 MB GDDR3 256 MB GDDR3 256 MB GDDR3
US-Listenpreis 399 $ 499 $ 499 $
deutscher Listenpreis ? ? 549 €

Mit dieser Tabelle (und dem Titel dieses Artikels) ergibt sich auch schon der große Nachteil dieses unseren Tests: Wir können hier und heute nur eine Radeon X800 Pro gegenüber der GeForce 6800 Ultra ausmessen. Diese ist aber eigentlich nicht der richtige Gegner für die GeForce 6800 Ultra, das wird allein schon am Preisunterschied von 100 Dollar klar.

Allerdings bekamen wir schlicht von ATi keine Testkarte gestellt - sowohl keine X800XT Platinum Edition als auch keine X800 Pro. Dabei hatte man uns schon Wochen vorher entsprechende Hoffnungen gemacht, eines der raren Testsamples zu bekommen. Gut, es ist klar, daß dies nicht immer klappen kann. Doch daß man uns erst am letzten Freitag eine definitive Aussage machen konnte, daß wie letztlich keine Karte von ATi bekommen werden, ist doch schon etwas "seltsam" - um dafür mal einen bewußt schwach gewählten Ausdruck zu verwenden.

Es grenzt somit nahezu an ein Wunder, daß wir für diesen Test doch noch eine X800-Karte bekamen. An dieser Stelle half uns äußerst kurzfristig der Grafikkarten-Hersteller Sapphire weiter, welcher uns über das letzte Wochenende sein einziges (und am heutigen Tag für diverse Präsentationen auch wieder zurück benötigtes) Exemplar einer Radeon X800 Pro überlies. Dabei handelte es sich im übrigen um eine Hersteller- und keine ATi-Karte, wie sie genauso auch von Sapphire zukünftig verkauft werden wird.

Nichts desto trotz bleibt unser heutiger Artikel damit natürlich suboptimal, da wir nur eine Radeon X800 Pro gegen eine GeForce 6800 Ultra stellen werden können. Insofern ist unsere Erwartungshaltung vor diesem Test auch eine andere, als hätten wir eine Radeon X800XT Platinum Edition im Test gehabt. Von letzterer darf erwartet werden, daß sie sich mit der GeForce 6800 Ultra einen heissen Tanz liefert, mit der Radeon X800 Pro ist dies jedoch ein gänzlich anderer Vergleich.

Anzumerken ist an dieser Stelle, daß sich ATi in der eigenen R420-Präsentation allerdings durchaus anders darstellt, als wir es wie vorgenannt einschätzen. Nach dieser Präsentation soll die Radeon X800 Pro die Performance der GeForce 6800 Ultra ("Competitor´s Next Gen") sogar minimal überbieten, während die Radeon X800XT Platinum Edition mit einem Abstand von 40 Prozent weit vor diesen rangieren soll (Benchmarks sind 1600x1200 mit 8x anisotropen Filter und 4x Anti-Aliasing):

Ein solches Verhältnis erwarten wir allerdings wie gesagt nicht. Um die GeForce 6800 Ultra schlagen zu können, wird es schon eine Radeon X800XT Platinum Edition benötigen, womit unser Test der Radeon X800 Pro gegen die GeForce 6800 Ultra ehrlicherweise nicht viel mehr als nur ein Vorgeschmack auf mehr sein kann.

Die größte Ironie kommt aber wie üblich zum Schluß: Jener Punkt dürfte auch auf nahezu alle der heutigen Tests im Web mit einer Radeon X800XT Platinum Edition zutreffen. Denn wie wir gestern in Erfahrung bringen konnten, wird nVidia den NV40-Chip noch ein wenig nach oben treiben und mit der GeForce 6800 Ultra Extreme eine noch höher getaktete NV40-Version auf den Markt bringen (zu deren genauen technischen Daten folgt heute noch ein kleiner Artikel). Und vermutlich erst diese GeForce 6800 Ultra Extreme dürfte dann den ebenbürtigen Gegner der Radeon X800XT Platinum Edition darstellen.

Nichts desto trotz werden wir nachfolgend unseren Test der Radeon X800 Pro gegen die GeForce 6800 Ultra, Radeon 9800XT und GeForceFX 5950 Ultra durchziehen und dabei in erster Linie unser Augenmerk darauf richten, inwieweit die neue ATi-Karte an die GeForce 6800 Ultra heranreicht und wie die Abstände zur letzten Generation aussehen. Für Benchmarks der Radeon X800XT Platinum Edition können wir heute nur auf das Web verweisen, aber bei Beyond3D, HardOCP, The Tech Report, Hot Hardware und AnandTech wird es sicherlich ausführliche und aussagekräftige Artikel zu diesem Thema geben.

Wir danken an dieser Stelle ausdrücklich Sapphire für die Teststellung der Radeon X800 Pro Karte sowie ATi für die technischen Informationen zum R420-Chip und dessen Möglichkeiten. Dank gilt auch nVidia für die Teststellung der GeForce 6800 Ultra Karte sowie wiederum ATi für die Teststellung der Radeon 9800XT Karte.






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