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Microsoft: Megalomanie in Seattle

2. November 2001 / von aths / Seite 1 von 2


Anmerkung Leonidas: Wie üblich ist auch dieser aths-Artikel reichlich provokant. Die im nachfolgenden Artikel vertretene Meinung ist allerdings bewußt in dieser streitbaren Form dargebracht wurden, weil dieser Artikel primär zwei Dinge will: Erstens eine völlig andere Sichtweise darzustellen und zweitens zur Diskussion anzuregen.


Microsoft gefährdet den freien Datenaustausch. Für Risiken und Nebenwirkungen kaufen Sie Windows.

Das ist eine reichlich kühne Behauptung, die einer Erklärung bedarf. Man sollte von vorne anfangen. Blenden wir zurück in die Zeit, als Windows 3.1 aktuell war. IBM und MS hatten einen Vertrag, der IBM zusicherte, den Windows-Quellkode zu bekommen. Denn OS/2 aus dem Hause IBM, zunächst von beiden als Ablösung für DOS vorgesehen, führte neben OS/2 und DOS-Programmen ja auch Windows-Anwendungen aus. Übrigens liefen diese, wenn auch langsamer, so doch stabiler als unter Windows selbst. Nun lief dieser IBM/Microsoft-Vertrag aus - und einige Zeit später brachte Microsoft Windows 95 auf den Markt.

Dazu tischten sie dem Kunden ein Märchen auf: Er würde ein 32-Bit-Betriebssystem erwerben. In Wahrheit wurde ihm jedoch ein 16-Bit-DOS verkauft, das automatisch Windows startet. In Windows 95 ist das komplette Windows 3.11 noch enthalten. Schon das alte Windows 3.1 wurde als Betriebssystem verkauft, obwohl es lediglich eine grafische Oberfläche und DOS-Erweiterung war. Dem Kunden unwahre Versprechen zu machen, ist für MS also nichts Neues.

Dieses Windows 3.1 konnte mit dem Zusatz namens Win32s bekanntlich auch 32-Bit-Programme ausführen. Das konnte nun Win95 ebenso. Aber es enthielt - bis einschließlich Windows ME - noch 16-Bit-Kode. Der Kernel ist zwar eine 32-Bit-Anwendung (schon Windows 3.0 hatte unter anderem einen 32-Bit-Kernel), dies trifft aber nicht auf alle Windows-Module zu. Deshalb kann es auch passieren, dass Windows komplett abflügelt, nur weil eine Anwendung Mist gebaut hat. OS/2 war immer ein 32-Bit-Betriebssysten, Linux ebenso, BeOS auch, MacOS natürlich schon längst. Win95/98/ME können 32-Bit-Anwendungen ausführen und enthalten unter anderem 32-Bit-Komponenten, bauen vom Betriebssystem her aber auf dem 16-Bit-DOS auf.

Die meisten sind zu bequem, sich um solche Interna zu kümmern. Sie können mit Windows 95 32-Bit-Programme benutzen, also sei es ein 32-Bit-Betriebssystem, und man solle doch nicht immer auf Microsoft herum hacken.

Der "32 Bit" Festplattenzugriff hat mit 32 Bit rein nichts zu tun. Es wird lediglich das Bios umgangen, was schneller ist. Der Kunde bekommt Begriffe serviert, deren eigentliche Bedeutung nichts mit der Realität zu tun hat. Dafür nutzt die Jahrtausend-Edition von Windows noch immer eine Festplatten-Dateiverwaltung, die ursprünglich für Disketten entwickelt wurde. FAT hat die schlechte Eigenschaft, zur schnellen Fragmentierung zu führen und bietet nicht einmal Links. Nur-Windows-User haben natürlich keine Ahnung, worauf sie alles verzichten.

Es ist einfach, Microsofts Propaganda zu schlucken. Im Browser-Krieg ging Microsoft unlauter vor: Die neue Windows 95 Oberfläche, der Explorer, hatte eigentlich nichts mit dem Internet Explorer zu tun. Der Internet Explorer basierte auf NCA Mosaic und war ein eigenständiges Programm. Jedenfalls bis einschließlich Version 3. Die "Windows-Integration", von der MS spricht, ist schlicht erstunken. Sie führten erst später beides zusammen, und zwar mit dem Update auf die Version 4.0. Nun lud der Internet Explorer "schneller", da einige Teile gleich beim Windows-Start geladen werden und permanent Speicher belegen. Damit benachteiligten sie die Browser-Konkurrenz.

In Outlook Express war lange Zeit standardmäßig aktiviert, dass Scripte schon in der Email-Voransicht ohne Rückfrage ausgeführt werden. Abgesehen davon, was Scripte in Mails zu suchen haben: Diese Scripte durften auch Dateien löschen. Welcher Verantwortliche bei MS ist zu soviel Inkompetenz fähig?

Des weiteren verbot ich meinem IE ausdrücklich, Sounds abzuspielen. Das ist ihm leider reichlich egal, entsprechende Webseiten nerven weiter. Windows 2000, Papierkorb per rechter Maustaste / Papierkorb leeren löschen: Er piept, wenn er fertig ist. Über den PC-Speaker. Obwohl ich das Sound-Schema deaktivierte, die PC-Speaker Hardware im Gerätemanager abschaltete und den Regler in der Volume-Einstellung auf 0 zog und zusätzlich den Kanal abschaltete. Er piept.

Ehe ich in Windows2000 das Win98-Notepad verwenden konnte, mussten zwei Sicherheitskopien des Win2000-Notepads überschrieben werden. Dafür haben sie Zeit. Und belegen, ohne dass ich es wünsche, wertvollen Platz auf der Festplatte, was mich bares Geld kostet. Denn ich kann die bezahlten MB nicht für sinnvolle Daten nutzen. Und dafür wird Rechenzeit verschwendet (bei jedem Aufruf nachsehen ob notepad.exe mit seinen Sicherheits-Kopien übereinstimmt.) Sie schützen Windows vor dem eigenen Benutzer. Anstatt vor Hacker-Angriffen, siehe das Beispiel mit Outlook Express.

MS hätte man in Dingen "Iloveyou"-Virus im vollem Umfang regresspflichtig machen müssen. Denn Microsoft hebelte den bis dahin geltenen Grundsatz aus, dass das bloße Betrachten einer Email nicht zu einer Viren-Infektion führen kann. Sie verkauften ein Betriebssystem mit schwersten Sicherheitslücken. Mit einer miesen Kampagne versuchen sie derzeit, OpenSource als virenanfällig zu verunglimpfen.

Windows 95 hatte einen Ersatz für Write, nämlich Wordpad. Wordpad ist eindeutig schlechter als Write. Das neue MS Paint ist schlechter als das alte Paintbrush. Wozu dem Kunden brauchbare Software mitgeben, wenn man selbst entsprechende Programme im Angebot hat?

Schon Windows 3.1 hatte einen Media-Player. Da konnte man noch Bildweise vor- und zurückblättern. Der neue Media-Player (mplayer2.exe) kann das nicht. Die Oberfläche belegt immer mehr Ressourcen (siehe Version 7.0 und folgende), die Bedien-Funktionalität ging dagegen beständig zurück. Könnte der Kunde überfordert werden? Abgesehen davon, dass der neue Media-Player Daten an Microsoft sendet. Sie könnten kontrollieren, wer sich wann und was ansieht. Mit diesen Daten können sie nicht nur Profile erstellen. Sie gewinnen Wissen über das Verhalten der Menschen. Damit gewinnen sie auch Macht über das Verhalten der Menschen.

MS entwickelte für ihren Mediaplayer bekanntlich neue, proprietäre Formate. Microsoft fördert mit Windows die Inkompatibilität unter den Systemen. UNIX-Rechner verstehen sich, ohne dass das gleiche OS laufen muss. Man kann von einer Linux-Maschine auf eine SUN (wo Solaris läuft) gehen und von dort aus eine AIX (Unix von IBM) Anwendung starten. Man kann sich den Fenster-Manger aussuchen und darin auch gerne einen neuen, betriebssystem-fremden Fenster-Manager starten, der nicht einmal auf der eigenen Maschine ausgeführt wird.

Es ist eigentlich ein Unding, wenn ein neues Dateiformat an eine Plattform gebunden wird. Das behindert den freien Datenaustausch. Aber genau das ist die Absicht von Microsoft. Der Real Player läuft auch auf Nicht-Windows-Rechnern. Das darf natürlich nicht sein. Wo kämen wir denn dahin, wenn man gestreamte Angebote aus dem Internet auch mit Nicht-Windows-PCs sehen könnte? Dann würde MS das Internet ja nicht mehr kontrollieren können.



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