Nachdem das ganze Jahr 2023 über zu den wöchentlichen Grafikkarten-Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers 'Mindfactory' berichtet wurde, soll hiermit nun die viel zielführendere Auswertung dieser Verkaufsstatistik gruppiert nach Monaten und Quartalen erfolgen. Die wöchentlichen Zahlen mögen interessant zur kurzfristigen Trend-Erkennung sein, die großen Erkenntnisse samt höherer Zuverlässigkeit der Daten ergeben sich jedoch erst mit der Zusammenfassung zu Monaten und Quartalen. Dabei kamen im Laufe des Jahres 2023 immerhin Verkäufe von fast 190'000 Grafikkarten mit einem Marktwert von 124,8 Mio. Euro zusammen. Welche Marktverteilung sich hierbei zwischen AMD, nVidia und Intel ergab und welche großen Trends zu erkennen sind, soll dieser Artikel darlegen. Garniert wird das ganze dann noch mit einer Aufschlüsselung der verkauften Grafikkarten-Modelle für das vierte Quartal 2023, als das komplette Portfolio aller drei Grafikchip-Entwickler gleichzeitig im Verkauf stand.
Wie bekannt, sind die Mindfactory-Verkaufsstatistiken weit entfernt von Perfektion oder gar repräsentativ für den Gesamtmarkt (mitnichten). Zum einen handelt es sich hierbei nur um einen Ausschnitt des Verkaufsgeschehen im deutschen DIY-Markt, sprich außerhalb der Grafikkarten-Verkäufe im Rahmen von Komplett-PCs sowie Projekt-Aufträgen, und natürlich nur bezogen auf den deutschen Markt. In anderen Weltregionen ist nVidia traditionell stärker, teilweise in kleineren Märkten auch fast das einzige verfügbare (oder sinnvolle) Angebot. Gleichfalls ist die Mindfactory zwar ein großer Einzelhändler, aber auch nur einer von einer guten Zahl an großen Einzelhändlern, welche auf dem deutschen Hardware-Markt aktiv sind. Zwar kann kein Einzelhändler komplett am Markt vorbei verkaufen, aber dennoch dürfte jeder der Einzelhändler sein eigenes Verkaufsprofil haben. Von der Mindfactory allgemein bekannt sind beachtbar stärkere AMD-Verkaufszahlen als anderswo, als weiteren Neben-Effekt führt der Händler keinerlei Asus-Produkte.
Die AMD-Stärke der Mindfactory wird sofort plausibel beim Blick in Preisvergleiche: Bei den einzelnen AMD-Grafikkarten belegt die Mindfactory nahezu durchgehend den ersten Platz (mit dem jeweiligen Bestpreis), bei nVidia-Grafikkarten befindet sich die Mindfactory hingegen im ständigen Wettstreit mit 3-4 anderen wichtigen Einzelhändlern um die jeweiligen Bestpreise. Logisch, dass auf Basis dieser Ausgangslage die Mindfactory tendentiell mehr AMD-Käufer anzieht und somit höhere AMD-Verkaufszahlen als die anderen Einzelhändler wie auch der gesamte deutsche DIY-Markt schreibt. Wie hoch diese Verzerrung ist, darüber wird immer noch diskutiert. Eine kürzliche Auswertung der Prozessoren-Verkaufszahlen im Vergleich von Amazon USA zur Mindfactory [2] ergab eine Differenz von immerhin 25-30 Prozentpunkten. Allerdings ist dies auch ein Markt- bzw. Regions-übergreifender Vergleich, rein auf dem deutschen Markt kann diese Differenz bei Grafikkarten somit auch anders, kleiner ausfallen.
Eine gehörige Differenz zwischen der bei der Mindfactory sichtbaren Marktverteilung gegenüber dem deutschen DIY-Gesamtmarkt wäre allerdings einzukalkulieren, dies können sicherlich 10-20 Prozentpunkte Verschiebung von AMD zu nVidia sein. Demzufolge sind alle nachfolgenden Marktverteilungs-Aussagen unter dem Blickwinkel zu betrachten, dass nVidia im deutschen DIY-Gesamtmarkt jeweils noch 10-20 Prozentpunkte besser dastehen dürfte. Da somit die absoluten Zahlen zur Marktverteilung bei der Mindfactory wenig zum gesamten Verkaufsgeschehen aussagen, sollte man sich eher auf die relativen Unterschiede zwischen den Monaten und Quartalen konzentrieren. Diese Verschiebungen der Marktanteile und Verkäufe dürfte es bei den anderen Einzelhändler anzunehmerweise in ähnlicher Form geben – jene Verschiebungen werden schließlich primär durch Händler-unabhängige Ereignisse wie Grafikkarten-Releases oder allgemeine Preissenkungen ausgelöst.
Nach dieser langen Vorrede somit zu den einzelnen Zahlenkolonnen mit der Grafikkarten-Verkaufsstatistik der Mindfactory für das Jahr 2023 – aufgeteilt in drei Tabellen zu Absätzen in Stück, durchschnittlichen Verkaufspreisen (ASP) und Umsätzen in Euro. Ein solch extrem detaillierter Report wie im zweiten Quartal 2020 [3] ist leider nicht möglich, da die Quelle aller Daten keine eigene Auswertung der öffentlich bei der Mindfactory einsehbaren Verkaufszahlen ist (jedoch Falle: nur für aktuell gelistete Modelle, alle anderen Daten verschwinden ankündigungslos), sondern in den wöchentlichen Auswertungen von Twitterer TechEpiphanyYT [4] liegt. Hiermit lassen sich keine durchschnittlichen Verkaufspreise für jede einzelne Grafikkarte bestimmen, zudem fehlen in der Jahres-Statistik 2023 [5] auch einige Verkaufswochen, deren Werte somit zur Vollständigkeit der nachfolgenden Tabellen interpoliert werden mussten. Auch wegen Rundungen, manchmal unsicherer Monats-Übergänge sowie eventuellen Fehlern bei Datenerstellung & Datenerfassung sind die Zahlen dieser Statistik nicht auf eine Genauigkeits-Waage zu legen – die Gesamtzahlen dürften dennoch mit einer Fehlerquote von schätzungsweise ±2% stimmen.
Der Jahresverlauf 2023 sah bei den insgesamten Stückzahlen-Absätzen sowohl ein deutliches Sommerloch als auch eine fast extreme Marktbelebung durch die Wochen von "Black Friday" und "Cyber Monday" mit nachfolgend gutklassigem Jahresausgang. Der Effekt der vielen nVidia-Releases im ersten Halbjahr 2023 war hingegen kaum sichtbar, mit der Ausnahme des April, welcher den Marktstart der GeForce RTX 4070 [6] sah. Bei AMD war hingegen der Marktstart von Radeon RX 7700 XT & RX 7800 XT [7] im September das alles belebende Element, im Zuge dessen ergaben sich dann auch durchgehend über der 50%-Marke liegende Absatz-Marktanteile für AMD. Intel fand im Jahr 2023 hingegen bei der Mindfactory so gut wie überhaupt nicht statt, die kleine Belebung zum Jahresende hin lag auch primär an den Sonder-Verkaufstagen im November, was sich dann auch (gut) auf das Jahresende abfärbte. Im Vergleich zum Jahr 2020 [3] liegt der Stückzahlen-Absatz des ersten Quartals 2023 nahezu gleich, das zweite Quartal ist allerdings 2023 massiv schwächer – wurde allerdings anno 2020 durch den Corona-angeheizten IT-Boom auch vollkommen verzerrt.
Absätze in Stück | AMD | nVidia | Intel | gesamt | AMD | nVidia | Intel |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Januar 2023 | 7230 Stück | 9900 Stück | 100 Stück | 17'230 Stück | 41,9% | 57,5% | 0,6% |
Februar 2023 | 6680 Stück | 8450 Stück | 50 Stück | 15'180 Stück | 44,0% | 55,7% | 0,3% |
März 2023 | 8520 Stück | 6760 Stück | 40 Stück | 15'320 Stück | 55,6% | 44,1% | 0,3% |
April 2023 | 8540 Stück | 7110 Stück | 80 Stück | 15'730 Stück | 54,3% | 45,2% | 0,5% |
Mai 2023 | 5720 Stück | 5510 Stück | 70 Stück | 11'300 Stück | 50,6% | 48,8% | 0,6% |
Juni 2023 | 4880 Stück | 5700 Stück | 90 Stück | 10'670 Stück | 45,7% | 53,4% | 0,9% |
Juli 2023 | 6680 Stück | 6620 Stück | 90 Stück | 13'390 Stück | 49,9% | 49,4% | 0,7% |
August 2023 | 7370 Stück | 6310 Stück | 80 Stück | 13'760 Stück | 53,6% | 45,8% | 0,6% |
September 2023 | 8560 Stück | 6440 Stück | 30 Stück | 15'000 Stück | 56,9% | 42,9% | 0,2% |
Oktober 2023 | 8980 Stück | 7310 Stück | 90 Stück | 16'380 Stück | 54,8% | 44,6% | 0,6% |
November 2023 | 14'840 Stück | 9430 Stück | 120 Stück | 24'390 Stück | 60,8% | 38,7% | 0,5% |
Dezember 2023 | 12'430 Stück | 8660 Stück | 170 Stück | 21'260 Stück | 58,5% | 40,7% | 0,8% |
Q1/2023 | 22'430 Stück | 25'110 Stück | 190 Stück | 47'730 Stück | 47,0% | 52,6% | 0,4% |
Q2/2023 | 19'140 Stück | 18'320 Stück | 240 Stück | 37'700 Stück | 50,8% | 48,6% | 0,6% |
Q3/2023 | 22'580 Stück | 19'370 Stück | 200 Stück | 42'150 Stück | 53,6% | 45,9% | 0,5% |
Q4/2023 | 36'250 Stück | 25'400 Stück | 380 Stück | 62'030 Stück | 58,4% | 41,0% | 0,6% |
2023 gesamt | 100'400 Stück | 88'200 Stück | 1010 Stück | 189'610 Stück | 53,0% | 46,5% | 0,5% |
basierend auf Erhebungen seitens TechEpiphanyYT @ Twitter [4], ausgewertet seitens 3DCenter (Datensammlung für 2023 [5]) |
Bei den durchschnittlichen Verkaufspreisen (ASP) gab es über das Jahr 2023 hinweg eine erfreulichen Entwicklung nach unten hin, wenngleich ausgehend von einem allgemein immer noch zu hohen Niveau und somit noch nicht in ausreichendem Umfang. Es gab in der Geschichte der 3D-Grafikkarten reihenweise Jahre, in welchen der Verkaufspreis des jeweiligen Top-Modells noch unterhalb des im Januar 2023 geschriebenen durchschnittlichen Grafikkarten-Verkaufspreises von 740 Euro lag. Eindeutiger Sünder ist hierbei nVidia, deren durchschnittliche Verkaufspreise bis sogar noch in den Oktober hinein bei durchgehend oberhalb 700 Euro lagen (danach brachen die Absätze zur GeForce RTX 4090 ein, welche einen wesentlichen Anteil an diesen hohen ASPs hält). Bei AMD ergab sich hingegen durch die Launches von Radeon RX 7700 XT & 7800 XT die entgegengesetztes Tendenz zum Jahresende, hier konnte der durchschnittliche Verkaufspreis im vierten Quartal sogar wieder leicht gesteigert werden. Zum Vergleich (und zum weinen) die durchschnittlichen Verkaufspreise von 2020 [3] des gleichen Händlers: 377 Euro im ersten Quartal, 395 Euro im zweiten.
ASPs in Euro | AMD | nVidia | Intel | gesamt | Ereignisse |
---|---|---|---|---|---|
Januar 2023 | 648€ | 812€ | 251€ | 740€ | Marktstart 4070Ti [8] |
Februar 2023 | 603€ | 768€ | 283€ | 694€ | |
März 2023 | 637€ | 835€ | 266€ | 723€ | |
April 2023 | 586€ | 815€ | 225€ | 688€ | Marktstart 4070 [6] |
Mai 2023 | 548€ | 807€ | 220€ | 672€ | Marktstart 4060Ti [9] & Marktstart 7600 [10] |
Juni 2023 | 529€ | 761€ | 237€ | 651€ | Marktstart 4060 [11] |
Juli 2023 | 523€ | 764€ | 244€ | 640€ | Marktstart 4060Ti 16GB [12] |
August 2023 | 531€ | 771€ | 215€ | 639€ | |
September 2023 | 563€ | 789€ | 207€ | 659€ | Marktstart 7700XT & 7800XT [7] |
Oktober 2023 | 559€ | 762€ | 228€ | 648€ | steigende Preise zur 4090 [13] |
November 2023 | 579€ | 685€ | 233€ | 618€ | Black Friday & Cyber Monday |
Dezember 2023 | 546€ | 615€ | 237€ | 572€ | konkrete Gerüchte zum SUPER-Refresh [14] |
Q1/2023 | 630€ | 803€ | 263€ | 720€ | |
Q2/2023 | 560€ | 796€ | 228€ | 673€ | |
Q3/2023 | 541€ | 774€ | 227€ | 647€ | |
Q4/2023 | 563€ | 683€ | 233€ | 610€ | |
2023 gesamt | 573€ | 761€ | 236€ | 658€ | |
basierend auf Erhebungen seitens TechEpiphanyYT @ Twitter [4], ausgewertet seitens 3DCenter (Datensammlung für 2023 [5]) |
Während die Grafikkarten-Absätze der Mindfactory einen insgesamt leichten Vorteil für AMD ausweisen, gewinnt hingegen auf Basis der klar höheren durchschnittlichen Verkaufspreise nVidia das Rennen bei den mittels dieser Grafikkarten generierten Umsätze – für das Gesamtjahr sogar in fast exakter Umkehrung gegenüber der Absatz-Verhältnisse. Interessanterweise konnte nVidia diesen Vorteil allerdings in den letzten zwei Jahresmonaten nicht mehr aufrecht erhalten, AMD hat im Rahmen der Sonderverkaufstage im November sowie wohl auch forciert durch den Release von Radeon RX 7700 XT & 7800 XT zuletzt nicht nur mehr Grafikkarten bei der Mindfactory verkauft, als auch mehr Umsatz damit erzielt. Allein der Effekt der stark zurückgegangenen Verkäufe der GeForce RTX 4090 reicht hierfür nicht aus, auch die zurückgehenden Absätze zu den nunmehrigen EOL-Modellen GeForce RTX 4070 Ti & 4080 [15] betreffen nur die letzten Dezember-Wochen und sollte die Monats- und Quartalsstatistik nicht derart schwer belasten können.
Umsätze in Mio. € | AMD | nVidia | Intel | gesamt | AMD | nVidia | Intel |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Januar 2023 | 4,68 Mio. € | 8,04 Mio. € | 0,02 Mio. € | 12,74 Mio. € | 36,7% | 63,1% | 0,2% |
Februar 2023 | 4,03 Mio. € | 6,49 Mio. € | 0,01 Mio. € | 10,53 Mio. € | 38,3% | 61,6% | 0,1% |
März 2023 | 5,42 Mio. € | 5,64 Mio. € | 0,01 Mio. € | 11,07 Mio. € | 49,0% | 50,9% | 0,1% |
April 2023 | 5,01 Mio. € | 5,79 Mio. € | 0,02 Mio. € | 10,82 Mio. € | 46,3% | 53,5% | 0,2% |
Mai 2023 | 3,14 Mio. € | 4,45 Mio. € | 0,02 Mio. € | 7,61 Mio. € | 41,2% | 58,5% | 0,3% |
Juni 2023 | 2,58 Mio. € | 4,34 Mio. € | 0,02 Mio. € | 6,94 Mio. € | 37,2% | 62,5% | 0,3% |
Juli 2023 | 3,49 Mio. € | 5,06 Mio. € | 0,02 Mio. € | 8,57 Mio. € | 40,7% | 59,1% | 0,2% |
August 2023 | 3,91 Mio. € | 4,87 Mio. € | 0,02 Mio. € | 8,80 Mio. € | 44,4% | 55,4% | 0,2% |
September 2023 | 4,80 Mio. € | 5,08 Mio. € | 0,01 Mio. € | 9,89 Mio. € | 48,5% | 51,4% | 0,1% |
Oktober 2023 | 5,02 Mio. € | 5,57 Mio. € | 0,02 Mio. € | 10,61 Mio. € | 47,3% | 52,5% | 0,2% |
November 2023 | 8,60 Mio. € | 6,46 Mio. € | 0,03 Mio. € | 15,09 Mio. € | 57,0% | 42,8% | 0,2% |
Dezember 2023 | 6,78 Mio. € | 5,33 Mio. € | 0,04 Mio. € | 12,15 Mio. € | 55,8% | 43,9% | 0,3% |
Q1/2023 | 14,13 Mio. € | 20,17 Mio. € | 0,04 Mio. € | 34,34 Mio. € | 41,2% | 58,7% | 0,1% |
Q2/2023 | 10,73 Mio. € | 14,58 Mio. € | 0,06 Mio. € | 25,37 Mio. € | 42,3% | 57,5% | 0,2% |
Q3/2023 | 12,20 Mio. € | 15,01 Mio. € | 0,05 Mio. € | 27,26 Mio. € | 44,7% | 55,1% | 0,2% |
Q4/2023 | 20,40 Mio. € | 17,36 Mio. € | 0,09 Mio. € | 37,85 Mio. € | 53,9% | 45,9% | 0,2% |
2023 gesamt | 57,46 Mio. € | 67,12 Mio. € | 0,24 Mio. € | 124,82 Mio. € | 46,0% | 53,8% | 0,2% |
basierend auf Erhebungen seitens TechEpiphanyYT @ Twitter [4], ausgewertet seitens 3DCenter (Datensammlung für 2023 [5]) |
Andererseits bekommt nVidia mittels des GeForce RTX 40 "SUPER" Refreshs [16] im Januar eine neue Chance bzw. dürfte sich in Folge dessen sicherlich wieder stärkere nVidia-Absätze und -Umsätze ergeben. Auffallend letztendlich, wie enorm der durchschnittliche Verkaufspreis auf die gesamte Umsätze-Höhe wirken kann bzw. wie sich damit die Relationen verschieben. Nach Absätzen war das vierte Quartal 2023 auch gegenüber dem zweitplazierten ersten Quartal richtig stark: 47'730 gegenüber 62'030 Stück (+30%). Nach Umsätzen ist dies hingegen kaum auffallend, von 34,34 zu 37,85 Mio Euro sind es nur +10% mehr. Gerade deswegen bringt nVidia wohl seine Refresh-Generation: Um dem dauerhaften Trend der am eigentlichen Markt immer niedriger werdenden Grafikkarten-Preise wenigstens temporär entgegenwirken zu können – und somit die Grafikkarten-Preise generell hoch zu halten, was logischerweise zugunsten von nVidias Gewinnzahlen geht.
Im Detail soll nachfolgend das vierte Quartal 2023 ausgewertet werden. Zu den vorherigen Quartalen ist der Datenbestand teilweise uneinheitlich bzw. sind die Detail-Zahlen nicht vorhanden, für das vierte Quartal ist dies hingegen vollständig vorliegend (die fehlende 40. Woche sowie die Korrektur einer Daten-Unstimmigkeit der 46. Woche wurde von Twitterer 'TechEpiphanyYT' freundlicherweise nachgeliefert). Zudem kommt das vierte Quartal mit der seltenen Besonderheit daher, dass in jenem alle wichtigen Grafikkarten durchgehend am Markt waren, es keine bedeutsamen Neuvorstellungen gab – und man somit ein klares Bild der seinerzeitigen Marktsituation erhält, welche nicht durch Launches und EOL-Abgänge verzerrt wird. Natürlich gibt es dennoch immer kleine Unstimmigkeiten, so stiegen die Preise zur GeForce RTX 4090 ab Oktober beachtbar an, in Folge dessen gingen die Absatzzahlen dieser Karte auf knapp die Hälfte des früheren Niveaus zurück.
Auch gingen in den letzten beiden Jahreswochen die Verkäufe der nunmehr im EOL-Status befindlichen nVidia-Modelle "GeForce RTX 4070 Ti" und "GeForce RTX 4080" schon beachtbar zurück. Aber dies sind vergleichsweise kleine Effekte, welche zudem kaum etwas am Gesamtbild ändern. Und irgendeine Bewegung ist immer im Markt, daher ist das vierte Quartal 2023 schon nahezu einmalig mit seiner über den Quartalsverlauf gleichbleibenden Angebotsstruktur. Selbiges kann man vom laufenden ersten Quartal 2024 überhaupt nicht sagen, denn der GeForce RTX 40 "SUPER" Refresh verändert das Grafikkarten-Angebot doch erheblich, zudem können sich über nunmehr rutschende Preise auch wieder andere Favoriten herausbilden. Da dies jedoch quer über das erste Quartal abläuft, können die Quartalszahlen dies dann nur zum Teil zeigen – eventuell ergibt das zweite Quartal 2024 somit wieder einen "stehenden" Grafikkarten-Markt, welcher einen ähnlich unverzerrten Überblick wie im vierten Quartal 2023 ermöglicht.
Der vielleicht einzige "Nachteil" jenes vierten Quartals 2023 ist der Umstand, dass dies das für AMD klar beste Quartal bei der Mindfactory war. Ein Quartal mit mehr ausgeglichener Umsatzverteilung wäre eventuell schöner anzusehen bzw. würde den Blick mehr auf die Stärken der einzelnen Grafikkarten-Modelle lenken, und weniger auf die Marktverteilung zwischen AMD & nVidia (58,4% vs 41,0% im Q4/2023 bei der Mindfactory). Andererseits hat AMD sich diesen Marktanteil auch klar verdient über die Radeon RX 7800 XT als jene Grafikkarte, welche AMD zum einen so weit nach vorn gebracht hat – und zum anderen der mit sogar klarem Abstand Top-Seller in diesem Quartal war. Die GeForce RTX 4070 konnte anfänglich noch ganz gut mithalten, aber insbesondere in den Sonderverkaufswochen zu "Black Friday" und "Cyber Monday" zogen die Absätze der Radeon RX 7800 XT dann einsam davon – und dies sogar ohne klarer Sonderpreise für diese AMD-Karte [21].
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Die Verkaufs-Stärke der Radeon RX 7800 XT ist in der grafischen Darstellung nochmals schön zu sehen. Jene zeigt daneben eine starke Absatzballung im Midrange-Segment: Nahezu die Hälfte aller Absätze dieses Quartals fanden im Rahmen GeForce RTX 4060Ti-4070 sowie Radeon RX 6750XT-6950XT samt Radeon 7700XT-7800XT statt. Dabei ist AMD in diesem Segment besonders stark, ist hier aber auch mit gleich 6 Modellen anstatt nur deren 2 bei nVidia vertreten (zukünftig mit der GeForce RTX 4070 Super dann wenigstens 3 auf nVidia-Seite). Allerdings wuchert AMD hierbei auch mit dem Pfund der noch im Markt befindlichen RDNA2-Lösungen, welche man recht preisgünstig abgibt – eine natürlich endliche Angelegenheit. Betrachtet man nur die RDNA3-Modelle, dann hat AMD eigentlich eine große Lücke in seinem Sortiment zwischen Radeon RX 7600 und 7700 XT – und auch die jetzt in den Markt kommende Radeon RX 7600 XT löst dieses Problem nicht.
Damit dürfte AMD für die nähere Zukunft wohl an einigen Modellen aus der RDNA2-Generation weiter festhalten müssen, selbst wenn die Navi-21-basierten Beschleuniger der Radeon RX 6800 & 6900 Serien dann doch einiges Tages tatsächlich noch auslaufen (wozu sie sich bislang beharrlich weigern). In jedem Fall ist AMDs aktuelles Angebots-Portfolio auf diesen Mischmasch aus RDNA2- und RDNA3-basierten Beschleunigern angewiesen, während hingegen nVidia – wie optisch perfekt dargelegt – ein recht ausgewogenes Portfolio an nahezu ausschließlich Ada-Lovelace-basierten Beschleunigern aufbietet, welches nur im unteren Bereich mit einigen Grafikkarten auf Basis älterer Architekturen abgerundet wird. Wie zu sehen, ist ein derart ausgewogen erscheinendes Portfolio aber auch kein absoluter Garant für einen großen Verkaufserfolg – wichtiger war und ist es immer, an den relevanten Marktpositionen die jeweils zugkräftigen Beschleuniger zu positionieren.
Q4/2023 | Absatz | Anteil | Grafikkarten-Serien |
---|---|---|---|
AMD RDNA2 | 15'395 Stück | 24,8% | Radeon RX 6000 Serie |
AMD RDNA3 | 20'855 Stück | 33,6% | Radeon RX 7000 Serie |
nVidia Turing & älter | 580 Stück | 1,0% | GeForce 700, 10 & 16 Serien |
nVidia Ampere | 4095 Stück | 6,6% | GeForce 30 Serie |
nVidia Ada Lovelace | 20'725 Stück | 33,4% | GeForce 40 Serie |
Intel Alchemist | 380 Stück | 0,6% | Arc A Serie |
AMD | 36'250 Stück | 58,4% | |
nVidia | 25'400 Stück | 41,0% | |
Intel | 380 Stück | 0,6% | |
insgesamt | 62'030 Stück |
Die Aufschlüsselung nach Generationen bzw. zugrundeliegenden Architekturen verdeutlicht den Punkt, dass AMD derzeit immer noch gut von RDNA2 profitiert bzw. ohne diese Beschleuniger nicht die derzeitige Marktstärke (bei der Mindfactory) erreichen könnte. Denn die Generations-Verteilung sieht AMD RDNA3 [24] und nVidia Ada Lovelace [25] in der Summe der Absätze faktisch gleichauf. Doch bei AMD kommt eben noch ein großer Batzen an RDNA2-Beschleunigern hinzu, während bei nVidia die Ampere-Modelle eine deutlich kleinere Größe darstellen und die noch älteren nVidia-Beschleuniger gerade einmal einen Prozentpunkt Marktanteil erreichen. Noch schlechter ist nur Intel dran, welche im vierten Quartal 2023 bei der Mindfactory mit allen Arc-Beschleunigern zusammengezählt gerade einmal 0,6% Marktanteil erzielen konnten.
Als letzte Statistik sollen die Grafikkarten-Absätze des vierten Quartals 2023 noch nach der jeweiligen VRAM-Menge ausgewertet werden, zusätzlich extra aufgeteilt nach AMD-, nVidia- und Intel-Anteil an der jeweiligen VRAM-Bestückung. Dabei gab es zuerst kleinere Ungenauigkeiten der vorliegenden Ausgangsdaten per Schätzung zu bereinigen, schließlich werden GeForce RTX 3060, GeForce RTX 4060 Ti und Arc A770 in jeweils zwei Speicherbestückungen angeboten (was bei den Ausgangsdaten allerdings nicht separat erfasst wird). Dabei zeigten sich 12-GB-Modelle sowie 16-GB-Modelle mit 32,9% bzw. 32,2% klar an der Spitze liegend, gefolgt von 8-GB-Modellen mit 18,4% sowie den Modellen mit 20 GB VRAM oder mehr mit 14,7%. Alle anderen Speicherbestückungen erreichten nur noch Marktanteile von jeweils unter einem Prozent, sind ergo nicht wirklich Markt-relevant.
Q4/2023 | Absatz | Anteil | AMD | nVidia | Intel |
---|---|---|---|---|---|
≤3 GB VRAM | 290 Stück | 0,5% | - | 100,0% | - |
4 GB VRAM | 530 Stück | 0,9% | 54,7% | 45,3% | - |
6 GB VRAM | 195 Stück | 0,3% | - | 25,6% | 74,4% |
8 GB VRAM | 11'405 Stück | 18,4% | 40,4% | 58,7% | 0,9% |
10 GB VRAM | 70 Stück | 0,1% | 100,0% | - | - |
12 GB VRAM | 20'415 Stück | 32,9% | 36,4% | 63,6% | - |
16 GB VRAM | 19'975 Stück | 32,2% | 81,3% | 18,0% | 0,7% |
≥20 GB VRAM | 9150 Stück | 14,7% | 83,1% | 16,9% | - |
insgesamt | 62'030 Stück | 58,4% | 41,0% | 0,6% |
Interessant ist hierzu die Hersteller-bezogene Auswertung: Denn bei den vier VRAM-Gruppen mit Markt-Relevanz liegt AMD bei den beiden VRAM-stärksten Gruppen mit jeweils über 80% Anteil sehr deutlich in Front, während nVidia bei den beiden kleineren VRAM-Gruppen vorn liegt. Klartext: AMD dominiert 20GB+ sowie 16GB regelrecht, während nVidia der "Sieger" bei 12GB und 8GB ist. Eine deutlichere Bestätigung, wer hier mit VRAM knausert und wer gut VRAM liefert, kann man kaum finden. Und denkbarerweise liegt ein großer Teil des hiermit zu sehenden Markterfolgs von AMD eben in diesem Punkt der besseren VRAM-Bestückung. Gerade auf die Radeon RX 7800 XT dürfte dies zutreffen, aber auch Radeon RX 7900 XT & 7900 XTX liefern jeweils mehr VRAM als ihre preislichen nVidia-Counterparts.
Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, dass diese Verkaufsstatistiken der Mindfactory schwer zu verallgemeinern sind. Es sind die Daten eines einzelnen Händlers mit einem klaren Schwerpunkt auf AMD-Gütern, sowohl bei Grafikkarten als auch Prozessoren (und somit Mainboards). Mitnehmbar aus solcherart Statistiken sind jedoch immer die relativen Punkte: Wie beispielsweise die Marktentwicklung über die einzelnen Quartale hinweg. Oder auch die relative Größe der Grafikkarten-Verkäufe innerhalb desselben Chip-Herstellers. Es würde nicht verwundern, wenn dies bei anderen großen Einzelhändlern nicht unähnlich verläuft – nur eben mit (durchgehend) größeren nVidia-Verkaufszahlen, aber weiterhin ähnlichen Relationen der nVidia-Modelle untereinander. Einzig die beachtbaren Verkaufszahlen zur Radeon RX 6800 & 6900 Serie wird man bei anderen Einzelhändlern nicht finden, deren (preisgünstiges) Angebot war im vierten Quartal 2023 eine Spezialität der Mindfactory.
Das derzeit laufende erste Quartal 2024 sieht dann eher wieder weitere Verkaufsimpulse zugunsten von nVidia durch den Launch des GeForce RTX 40 "SUPER" Refreshs. Hiermit gibt es bessere Performance/Preis-Verhältnisse und in einem Fall auch mehr VRAM auf nVidia-Seite, während AMD mit der Radeon RX 7600 XT eine eher magere Programmergänzung bringt, welche sich zudem preislich mit der (schnelleren) Radeon RX 6700 XT beißt. Da bei nVidia auch nur 2 frühere Modelle auslaufen und jedoch 3 neue hinzukommen, wird das Angebots-Portfolio verbreitert – dies zudem an einer sehr markanten Stellen im Midrange-Segment. Denkbar, dass nVidias Abzahl-Zahlen bei der Mindfactory ab Februar dann wieder beachtbar besser aussehen. Bei AMD dürften hingegen einige RDNA2-Beschleuniger endgültig aus dem Angebot verschwinden, andere hingegen wegen des Alters sich vielleicht nicht mehr so gut verkaufen. Nach dem Durchlaufen einer gewissen Übergangszeit dürfte das kommende zweite Quartal 2024 somit ein beachtbar anderes Angebots-Portfolio zeigen, mit anzunehmenderweise genauso beachtbaren Veränderungen der Marktverteilung.
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] http://www.3dcenter.org/news/die-prozessoren-verkaufszahlen-bei-amazon-usa-im-november-2023
[3] http://www.3dcenter.org/artikel/mindfactory-grafikkarten-retail-verkaufsreport-q22020
[4] https://twitter.com/TechEpiphanyYT
[5] http://www.3dcenter.org/news/news-des-12-januar-2024
[6] http://www.3dcenter.org/news/news-des-1314-april-2023
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[17] http://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/Grafikkarten-Verkaufsstatistik-Mindfactory-2023.png
[18] http://www.3dcenter.org/abbildung/grafikkarten-verkaufsstatistik-mindfactory-2023
[19] https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=617525
[20] http://www.3dcenter.org/artikel/grafikkarten-verkaufsstatistik-mindfactory-2023
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[23] http://www.3dcenter.org/abbildung/grafikkarten-absatz-nach-modellen-mindfactory-q42023
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[27] http://www.3dcenter.org/artikel/grafikkarten-verkaufsstatistik-mindfactory-2023/grafikkarten-verkaufsstatistik-mindfactory-2